Winkelmann                          Entschuldigung

 

Am Tage mag mich frischer Muth geleiten.

Der Kraft nur wird der Kräfte Herrschaft eigen,

Und in der schnellen Stunden bunten Reigen

Gilt nur die That, gilt nur das kühne Streiten.

 

Doch in der Nacht vertraue goldnen Saiten,

Im Dunkel löse deiner Sehnsucht Schweigen,

Der Einsamkeit den tiefen Schmerz zu zeigen,

In Thränen süßen Trost dir zu bereiten.

 

So schweigend lebt die Nachtigall am Tage,

Nur sorgend für die Brut, die ihr entsprossen,

Stillt sich im täglichen Bemühn ihr, Streben;

 

Doch wenn in Nacht sich lös’t das laute Leben,

Wenn süße Thränen jeden Schmerz geschlossen,

Dann tönt um Liebe liebend ihre KIage.

 

 

 

 

 

 

Winkelmann                          Franz von Sickingen

                                                               An Friedrich von **

 

Gerührt siehst du die letzten deutschen Zeiten,

Und nahest dich der alten Ritter Chor.

Da grüßt ein hoher Schatten dich von weiten,

Der edle Franz tritt freundlich ernst hervor.

 

Stets gütig, weise, still im kühnen Streiten,

Hielt er den deutschen Adel hoch empor;

Der Edlen Letzter, die sich Deutschland weihten,

Ward ihm das Grab des ew’gen Ruhmes Thor.

 

Und also redend gibt er dir die Rechte:

Dich muß der guten Vorzeit Freundschaft ehren,

Denn uns zu rächen wird dir Gott gewähren.

 

Daß ich den Deutschen höh’rer Bildung Weihe

und Freyheit gäbe blieb’ ich im Gefechte. –

Der freyen Bildung bringst du alte Treue.